von Nina Schirbel
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19. Juli 2024
Verdauung und Zahnabrieb Meerschweinchen zählen zu den Nagetieren, deren Zähne „wurzeloffen“ sind. Sie wachsen ein Leben lang weiter, so, wie bei uns die Fingernägel. Wie wäre es wohl, sich die Fingernägel nicht zu schneiden? Es wäre innerhalb von Wochen bereits unangenehm und innerhalb von Monaten im täglichen Alltag sehr hinderlich. Wir nutzen unsere Fingernägel in unserem modernen Alltag schließlich nicht ab. Auch die Zähne aller Nagetiere und Hasenartigen würden ohne Abrieb immer weiter wachsen und damit die Aufnahme von Nahrung schließlich komplett verhindern. Meerschweinchen und auch Kaninchen haben einen Stopfmagen und müssen ständig kleine Portionen fressen. Nur so schiebt sich das Futter durch und nur so werden sehr schwere Verdauungsprobleme vermieden. Damit das Futter genug Masse mitbringt, sollte es nicht zu viel Energie enthalten. Blätteriges grünes Gemüse, Wiesenschnitt, Heu oder spezielle fertige Futtermittel mit viel Rohfaser eignen sich. Kraftfutter ist hingegen nur bei einem erhöhten Nährstoffbedarf sinnvoll. Durch diese Fütterung sind Meerschweinchen unentwegt am Kauen. Genau dabei nutzen sie ihre Zähne effektiv ab. Hierbei kommt es nicht allein auf die Schneide-, sondern auch Backenzähne an. Der Zahn-Mythos mit hartem Futter Immer noch empfehlen sich unkundige Halter hartes Futter und häufig auch trocken Brot. Dieses fördert den Zahnabrieb und ist deswegen sehr wichtig. Dabei ist Brot komplett ungeeignet, da es ein fertig verarbeitetes Lebensmittel ist, das nach dem Abnagen aufweicht. Das enthaltene Getreide ist für die Verdauung der Meerschweinchen je nach Getreideart sogar schwer verdaulich. Dieser Zahn-Mythos lässt sich noch leichter entlarven: Wenn Meerschweinchen beispielsweise an einem harten Ast für den Zahnabrieb nagen sollen, wie sollte das die Backenzähne abschleifen können? Beim trocken Heu ginge das sogar noch, da dieses mit den Schneidezähnen gekürzt und mit den Backenzähnen zermahlen wird. Trocken Kräuterheu mit weichen und feinen Halmen zählt sogar zur Grundausstattung in jedem Meerschweinchen-Gehege. Es ist für den Zahnabrieb und die Verdauung wertvoll, aber noch nicht ganz perfekt. Die Kaugeschwindigkeit In freier Wildbahn haben Meerschweinchen kein Heu und sie nagen nicht ständig an harten Gegenständen. Sie fressen frische Gräser, Blätter, Kräuter, Rinde und Früchte. Letztere enthalten zu viel Energie, weswegen sie ihren Schwerpunkt bei der blättrigen Kost setzen. Dennoch wird es kaum ein wildes Meerschweinchen mit Zahnproblemen geben. Frisches grünes Pflanzenmaterial ist weich, die harten Halme lassen Meerschweinchen hingegen weg. Sie können dieses weiche Material schnell kauen. Dabei reiben die Zähne übereinander und nutzen sich ab. Die höhere Kaugeschwindigkeit führt zum höheren Zahnabrieb. Selbst weiches Kräuterheu ist härter und wird langsamer gekaut. Auch dieses weiche Heu ist für Meerschweinchen in Menschenhand sehr wichtig, auch für den Zahnabrieb. Dennoch ist frisches, grünes und blättriges Futter viel wertvoller. Wenn die Kaugeschwindigkeit für Heu langsamer ist, müssen Meerschweinchen viel länger fressen, um die gleiche Kalorienzahl aufzunehmen. Kraftfutter ist dennoch schlecht, da viele klassische Bestandteile für Meerschweinchen schwer verdaulich oder ungesund sind. Füttern, wie es die Evolution vorsieht Weiches blättriges Futter lässt sich schnell kauen und dadurch schnell fressen. Es eignet sich perfekt für die Verdauung der Tiere. Und ganz wichtig: Frisches pflanzliches Futter enthält wichtige Vitamine und Mineralien, die durch ein vorheriges Trocknen teilweise verloren gehen. Demnach können Meerschweinchen kein Vitamin C bilden, benötigen jedoch große Mengen Vitamin C. Neben diesen Aspekten spricht auch der hohe Wasseranteil für das Frischfutter. Meerschweinchen benötigen immer eine Tränke und trinken bei Bedarf. Nur mit Heu und etwas Kraftfutter würden sie tendenziell weniger Flüssigkeit aufnehmen, das belastet die Nieren. All diese Gründe sprechen dafür, Meerschweinchen mehrfach täglich kleine Portionen Frischfutter anzubieten. Wiesengras, Möhrengrün mit etwas Möhre, etwas Blattsalat, bei Trockenheit ein paar Gurkenscheiben und ein paar Zweige von Haselnuss oder Obstgehölzen sind immer gerne gesehen. Autor: Robert Team: https://www.meerschweinchen-haltung.de/